
Deutschland – das einzige Land, das sich selbst abschafft, weil es sonst niemand macht
Deutschland schafft sich selbst ab – niemand sonst würde das freiwillig übernehmen. Unser Land ist weltweit einzigartig: in seiner Fähigkeit, sich selbst zu geißeln. Warum? Weil „Deutschland“ und „Schuld“ offenbar im Abo kommen.
Wir sind schuld. An allem. Weltweit.
Es beginnt beim Wetter. 32 Grad im Mai? Klar, Klimawandel. Und wer hat’s erfunden? Nein, nicht Ricola. Sondern Deutschland. Wir haben mit unserer Industrie, unserem Kohlehunger und natürlich dem Dieselmotor persönlich den Globus zum Schwitzen gebracht. Während sich China und die USA noch überlegen, ob sie heute CO₂ oder doch lieber Methan auspusten, basteln wir fleißig an Wärmepumpen, verzichten auf Plastiktüten und träumen davon, irgendwann CO₂-neutral zu sterben – idealerweise in Bio-Baumwoll-Särgen mit Regenwaldausgleich.
Aber halt – das wäre ja fast schon wieder national gedacht. Und genau da liegt der Hund begraben. In Deutschland darf man nämlich nicht mehr „wir“ sagen, ohne gleichzeitig rot zu werden. Es sei denn, man sagt: „Wir waren die Bösen.“
Historische Schuld – made in Germany
Deutschland ist das einzige Land, das sich regelmäßig selbst daran erinnert, wie schrecklich es war. Nicht, weil es jemand verlangt. Sondern weil es niemand verbietet. Während andere Länder ihre Geschichte mit Stolz beschönigen („Manifest Destiny“, „Grandeur française“, „Empire 2.0“), hängen bei uns Stolpersteine auf jedem dritten Bürgersteig, Geschichtsunterricht ist Gruppentherapie, und wer im Ausland „Germany“ sagt, bekommt wahlweise Holocaust, Hitler oder Hefeweizen als Reaktion.
Letzteres wäre wenigstens noch charmant.
Natürlich ist es wichtig, sich zu erinnern. Es ist verdammt wichtig. Aber Deutschland geht einen Schritt weiter. Wir erinnern uns nicht – wir bestrafen uns. Wir brennen ideologisch unsere Flaggen ab, bevor es andere tun. Wir blicken mit misstrauischer Miene auf alles, was nach Stolz aussieht – außer es ist Importware: Regenbogen? Klar! Ukraine-Fahne? Herzlich willkommen! Aber wehe, jemand schwenkt eine schwarz-rot-goldene Fahne ohne WM im Hintergrund. Dann klingelt der Verfassungsschutz, oder zumindest das schlechte Gewissen.
Selbstverachtung als Staatsräson
Manchmal frage ich mich, ob in Berlin ein Ministerium für Selbsthass existiert. Vielleicht unter dem Decknamen „Amt für politische Sensibilität und erinnerungskulturelle Auflösung“. Dort wird dann entschieden:
- Dürfen wir noch Kant zitieren? Nein, der war weiß, männlich und bestimmt auch mindestens gedanklich Kolonialist.
- Darf eine U-Bahn nach einem Komponisten heißen? Nur, wenn er entweder vergessen oder frühzeitig gecancelt wurde.
- Ist es kulturell angemessen, Weihnachten zu feiern? Nur mit interreligiösem Kontext und nachhaltiger LED-Beleuchtung.
Diese deutsche Hyper-Moral ist dabei so aggressiv korrekt, dass sie sogar andere Kulturen verwirrt. Während in den USA „cancel culture“ eine fragwürdige Modedroge ist, haben wir sie direkt verbeamtet. Wir haben 300 Gendersternchen, dafür aber keinen funktionierenden Bahnhof in Berlin. Prioritäten sind klar.
Zahlen für alles – außer uns selbst
Deutsche Großzügigkeit ist legendär. Wir zahlen für EU-Staaten, die uns hassen, für Entwicklungshilfe in Länder, deren Regime uns verachten (Quelle), und für Kriegsgebiete, in denen unsere Waffen illegal landen. Und wir zahlen auch Buße – gerne, freiwillig, manchmal sogar für Dinge, bei denen niemand wusste, dass wir schuld sind. Tsunami in Asien? Deutschland spendet. Ölpest in Nigeria? Deutschland zahlt. Lawine in Österreich? Gut, das war wohl unser Schnee.
Wir lieben es, Reparationen zu leisten – notfalls für Dinge, bei denen wir gar nicht beteiligt waren. Aus Prinzip. Weil es sich eben so gehört. Und wer fragt, warum, kriegt als Antwort: „Weil wir es können. Weil wir müssen. Weil wir Deutsche sind.“
Überkorrekt – und stolz drauf
Nirgendwo sonst auf der Welt wird politischer Korrektheit so akribisch gehuldigt wie hier. In Kanada wird höflich korrigiert, in Schweden neutralisiert – und in Deutschland wird transformativ gegendert, dass selbst Linguisten Schnappatmung kriegen. Unsere Sprache klingt mittlerweile wie eine Betriebsanleitung in fünf Varianten für dasselbe Produkt. Nur halt ohne Produkt.
Und wehe, jemand sagt was dagegen. Dann ist er – je nach Thema – rechts, Klimaleugner, Querdenker, Islamophob, Antisemit oder einfach: Deutscher.
Der große Stolz, keinen zu haben
Das Ironische an der ganzen Geschichte: Ausgerechnet im Versuch, alles richtig zu machen, alles gut zu meinen und bloß nicht aufzufallen, fällt Deutschland am meisten auf. Mit einem Moralanspruch, der an Korrektheit stirbt. Mit einem Schuldbewusstsein, das nicht heilt, sondern lähmt. Mit einem Bildungswesen, das zwar alles dekolonialisieren will, aber dabei vergisst, dass Bildung auch Klarheit bedeutet.
Und so stehen wir da – mit perfekten CO₂-Bilanzen, Genderlehrplänen und Migrationsgipfeln, während andere Länder uns auslachen, bewundern oder schlicht ignorieren. Und wir? Wir entschuldigen uns präventiv. Für alles. Sogar für das, was wir in Zukunft vielleicht mal falsch machen könnten.
Das Ding is
Selbstkritik ist gut. Selbstreflexion ist überlebenswichtig. Aber Selbsthass ist eine Sackgasse. Ein Land, das sich ständig dafür schämt, zu existieren, kann nicht frei handeln – und auch nicht frei denken. Wer aus Angst, wieder schuldig zu werden, alles vermeidet, was mit Verantwortung, Identität oder Nation zu tun hat, gibt sich selbst auf. Geschichte muss erinnern – aber nicht entmündigen.
Ein kritisches Geschichtsbewusstsein sollte uns helfen, besser zu werden. Nicht kleiner. Und vor allem: nicht unsichtbar. Deutschland muss lernen, mit der eigenen Schuld würdevoll umzugehen – ohne sich ständig dafür zu geißeln, dass es überhaupt existiert. Wer Freiheit will, muss auch sich selbst aushalten können.
Herzlichst, Mike