
Es begann – wie so viele Tragödien – mit einem Schild in der Bäckerei. Darauf stand: „Liebe*r Kund*in, bitte legen Sie Ihr Gebäck selbstständig in die bereitgestellte Tüte. Die Mitarbeiter*innen danken.“ Ich warf einen kurzen Blick darauf, spürte, wie sich mein Augenlid zuckte – und fiel in Ohnmacht.
Ein besorgter Passant rief den Notarzt. Diagnose: Gendersternchen-induzierte Migräne, Stufe drei. Ein Fall für die linguistische Intensivstation.
Die neue Krankheit: Gendersprechitis
Wir leben in einer Zeit, in der man sich nicht mehr einfach sprachlich ausdrücken darf, ohne vorher eine politische Ethikkommission einzuberufen. Früher sagte man „Studenten“. Heute muss man sich entscheiden, ob man Student*innen, Student_innen, Studierende, Studierx oder einfach „alle Menschen im universitären Bildungsumfeld“ sagt. Letzteres klingt, als würde man ein IKEA-Regal zusammenbauen, ohne Anleitung – und genau so fühlt es sich auch an.
Und wehe, man lässt das Gendern weg. Dann wird man nicht mehr als Mensch mit Meinung behandelt, sondern als wandelndes AfD-Wahlplakat. Die neue Etikette der Tugend: Nur wer konsequent glottalstoppt, ist auf der moralisch richtigen Seite.
Sprache als Weltverbesserungstherapie – mit Nebenwirkungen
Gendern soll für mehr Sichtbarkeit sorgen. Mehr Gerechtigkeit. Mehr Respekt. Klingt gut. Genauso wie Globuli gegen Krebs oder veganes Hack gegen den Klimawandel. Aber: Nur weil etwas gut gemeint ist, muss es nicht automatisch gut gemacht sein.
Die Nebenwirkungen? Sprachliche Verwirrung, Hörstürze beim Radiohören, Textverständnisverlust im Deutschunterricht und die akute Gefahr, beim Vorlesen an einem Asterisk zu ersticken. Es gibt bereits erste Forderungen, Genderwarnhinweise auf Büchern anzubringen: „Kann Spuren von Moralpädagogik enthalten.“
Der Genderführerschein – bald Pflicht?
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Bundesbildungsministerium eine Genderprüfung für alle ablegt. Multiple-Choice-Fragen wie:
- Wie spricht man „Bürger*innenmeister“ korrekt aus, ohne dabei wie ein epileptischer Delfin zu klingen?
- Warum ist „Lehrer“ sexistisch, aber „Hebamme“ nicht?
- Wie viele Genderformen braucht man, um eine Bäckerei zu eröffnen?
Wer durchfällt, bekommt einen Maulkorb und muss in die sprachpädagogische Nachschulung – bei freier Kost und Übernachtung in der Villa Vokabel.
Willkommen im Wörter-Gulag
Einige Sprachaktivisten gehen mittlerweile so weit, dass sie sogar den Duden für reaktionär halten. „Muttersprachler“ sei ein patriarchaler Begriff, der die Erfahrung von gebärunfähigen Menschen diskriminiere. Vorschlag: „Ursprungslautkompetenzinhaber“. Klingt wie ein Alien aus einem Science-Fiction-Roman, ist aber ernst gemeint.
Und während die einen noch diskutieren, ob „Pilot“ auch für Frauen gilt, ist das Flugzeug längst abgestürzt – in ein Meer aus Sinnverlust und Wortsuppe.
Die Genderpolizei schlägt zu
Inzwischen gibt es regelrechte Inquisitionen: Wer in einem Text das generische Maskulinum verwendet, wird gecancelt, gelöscht, enterbt, bekommt TikTok-Verbot und darf kein Sojajoghurt mehr kaufen.
In Firmen kursieren bereits geheime Listen: „Verdächtige Formulierungen“, „toxische Begriffe“, „Rückfallwörter“. Einmal sagte ein Kollege von mir „Hausmeister“ – seitdem ist er verschwunden. Man sagt, er arbeitet jetzt als „Facility-Management-Fachperson mit räumlicher Objektbindung“ – im Zeugenschutzprogramm.
Wer spricht noch mit wem – und vor allem: warum?
Die tragische Ironie: Je mehr wir versuchen, durch Sprache Gerechtigkeit zu erzwingen, desto weniger reden wir noch miteinander. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen. Oder jemanden zu verletzen. Oder sich zu outen als jemand, der vor zehn Jahren mal „Fräulein“ gesagt hat.
Dabei war Sprache doch mal ein Werkzeug, kein elektrischer Weidenzaun. Eine Brücke, kein Minenfeld. Heute ist sie eine Mischung aus Stolperfalle, sozialem IQ-Test und politischem Treibsand.
Die Gender-Simulation: Sprache ohne Seele
Immer häufiger treffe ich auf Menschen, die in Gendersprech flüssiger sind als in ihrer Muttersprache. Sie sprechen von „Reisenden“ statt von „Touristen“, von „gebärfähigen Körpern“ statt von „Frauen“, von „menschlicher Interaktionsentität“ statt von „Kollege“. Und ich frage mich: Wo ist eigentlich das Leben in der Sprache geblieben? Die Leichtigkeit, die Freude, der Witz?
Ich will nicht gegendert werden. Ich will verstanden werden. Und vielleicht – ganz vielleicht – auch mal gelacht.
Das Ding is
Sprache darf nicht zum ideologischen Sperrgebiet werden. Natürlich soll niemand ausgeschlossen, beleidigt oder unsichtbar gemacht werden. Aber eine gerechte Gesellschaft entsteht nicht durch grammatische Gymnastik, sondern durch ein echtes Miteinander – durch Zuhören, Respekt, menschliche Haltung. Wer glaubt, dass sich Gleichberechtigung mit Gendersternchen erzwingen lässt, hat wahrscheinlich auch schon versucht, ein kaputtes Auto durch Neulackieren zu reparieren.
Das bedeutet nicht, dass man nicht gendern darf. Sondern nur: Man muss es nicht. Wer es tut, soll es tun – gern, bewusst und mit Stil. Wer es nicht tut, ist kein Unmensch. Sondern vielleicht einfach jemand mit Kopfschmerzen.
Herzlichst, Mike
Diskutieren erwünscht!
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