
Es war einmal ein Land, in dem man noch diskutieren durfte. In diesem Land saßen Menschen bei Kaffee und Filterzigarette zusammen und sagten Dinge wie: „Ich sehe das anders.“ Heute sagt man stattdessen: „Das ist falsch. Laut Correctiv.“ Und dann ist es auch falsch. Amen.
Willkommen im Zeitalter der gecheckten Erleuchtung
Die Faktenchecker sind die neuen Inquisitoren, nur mit WordPress-Login statt Weihwasser. Gut, ich habe auch einen WordPress-Login – aber keine Sorge, ich nutze ihn nur, um Dinge aufzuschreiben, nicht um Menschen zu bekehren. Ich sage dir nicht, was die Wahrheit ist. Ich bin die Wahrheit. Und wenn du das nicht glaubst, bist du halt bescheuert. Denn mal ehrlich: Wer, wenn nicht ich, sollte diesen moralischen Scherbenhaufen da draußen noch zusammenfegen? Na eben.
Michael Andrick – Philosoph, also jemand, der offiziell nachdenkt – hat nun den Mut besessen, die Faktenchecker zu kritisieren. Und das in einer Welt, in der man lieber öffentlich nackt auf einem E-Roller durch die Fußgängerzone fährt, als eine Institution zu hinterfragen, die sich selbst als „neutral“ bezeichnet.
„Faktenchecks“ – Das neue Sakrament
Früher hieß es: „Lies Bücher, bilde dir deine Meinung.“ Heute: „Lies den Faktencheck, damit du keine hast.“ Und das ist gut so! Denn wer braucht Meinungen, wenn es zertifizierte Wahrheit gibt? Das Leben ist schließlich schon kompliziert genug – da will man nicht auch noch denken müssen.
Faktenchecks sind die IKEA-Bauanleitungen für Meinungen: Einfach Schritt für Schritt nachbauen, nicht hinterfragen, und wenn du am Ende trotzdem das Gefühl hast, etwas stimmt nicht – liegt’s an dir.
Die Checklisten unserer Herzen
Man stelle sich vor: Ein Politiker sagt etwas Unbequemes – zack, kommt der Faktencheck. Eine alternative Sichtweise auf einen Konflikt? Boom: Teilweise falsch. Eine Erinnerung daran, dass Geschichte komplexer ist als Schwarz und Weiß? Sorry, aber das verstößt gegen die Gemeinschaftsstandards. Und das ist auch gut so – schließlich wollen wir keine Verwirrung stiften in einer Welt, die auf Vereinfachung trainiert ist.
Michael Andrick nennt das Ganze: „Wahrheits-Schiedsstellen“. Ich nenne es: „Den Wunsch nach einer betreuten Demokratie“. Wir sollen nicht wählen, wir sollen zustimmen. Aber frei, versteht sich.
Finanziert aus der Mitte des Guten
Ein kleiner Einblick: Viele Faktenchecker werden von Stiftungen finanziert, die wiederum Verbindungen zu Regierungsstellen oder bekannten „Philanthropen“ haben. Aber keine Sorge – das bedeutet natürlich nicht, dass sie voreingenommen sind. Genauso wenig wie ein Bier-Sommelier, der bei Jägermeister angestellt ist.
Und wenn du jetzt denkst: „Moment, könnte da nicht ein Interessenkonflikt bestehen?“ – dann bist du wahrscheinlich schon ein Fall für den Verfassungsschutz. Oder mindestens für den nächsten Faktencheck.
Die Wahrheit ist eine Frage der Lizenz
Es gibt zwei Sorten von Menschen: Die, die glauben, dass Fakten immer neutral sind. Und die, die einmal einen Blick in die politische Geschichte geworfen haben. Fakt ist (höhö): Der Kontext ist entscheidend. Aber den darf man sich nicht selbst suchen – der wird einem liebevoll mitgeliefert. Von den Checkern.
Zum Beispiel: Du sagst, die Impfpflicht sei ein Verstoß gegen körperliche Selbstbestimmung. Faktencheck: Nein, weil sie ja nicht dauerhaft geplant war. Verstehst du? Wenn etwas nur ein bisschen Unrecht ist und auch nur kurz, dann ist es gar kein Unrecht. Da hat selbst Kafka gestaunt.
Meinungsfreiheit mit Bedienungsanleitung
Andrick sagt sinngemäß: Die offene Gesellschaft macht sich gerade selbst zu. Und ich stimme ihm zu – allerdings nur, wenn ich vorher bei Correctiv nachgefragt habe, ob das auch wirklich stimmt. Denn sonst könnte ich ja etwas Falsches sagen. Und das wäre in unserer freien Gesellschaft – sagen wir’s vorsichtig – unpraktisch.
Stell dir vor, Meinungsfreiheit wäre ein Mietwagen: Du darfst fahren, ja. Aber nur auf der vorgeschriebenen Route, mit Abbiegehinweisen und ständiger Sprachansage. Und wehe, du fährst mal auf einen Waldweg. Zack – gelöscht. Community-Richtlinien verletzt. Führerscheinentzug durch Faktencheck.
Die Blockwarte des Diskurses
Michael Andrick ist mutig. Denn er sagt laut, was viele nur noch flüstern. Nämlich, dass wir uns durch diese „Wahrheitspflege“ selbst kastrieren. Intellektuell, versteht sich.
Die Faktenchecker sind nicht mehr neutrale Beobachter, sondern selbst Teil des Spiels geworden. Sie sind wie Schiedsrichter, die gleichzeitig beim Spiel mitmachen – und komischerweise immer auf der Seite derer stehen, die gerade politisch korrekt sind.
Denkst du dir etwas bei der Ukraine? Denkst du dir etwas bei Israel? Denkst du dir etwas bei der WHO, bei der Klimapolitik oder bei der Tatsache, dass du deinen Energieverbrauch im Winter auf Level „arktischer Fisch“ senken sollst? Dann halt besser den Mund.
Denn die neue Regel lautet: Nur wer nichts denkt, kann nichts Falsches sagen.
Wahrheit made in Germany – jetzt auch als Abo
Das Spannendste ist: Manche Faktenchecker bieten Newsletter an. Du kannst dich also regelmäßig über die Wahrheit informieren lassen – bequem, häppchenweise, unkritisch. So wie ein Religionsticker fürs Gehirn. Jeden Freitag ein neues Evangelium. Vielleicht mit Gewinnspiel: Wer am besten nachbetet, bekommt einen Platz im nächsten Gremium für digitale Aufklärung.
Ich schlage folgende Rubriken vor:
- „Fakt oder Nazi?“
- „Was darf man heute noch sagen?“
- „Check dich frei – der moralische Frühjahrsputz für die Seele“
Die neue Aufklärung: Filterblase mit TÜV-Siegel
Wir leben in einer paradoxen Welt: Noch nie gab es so viel Information – und noch nie war es so schwierig, sie zu verstehen, ohne vorher zu fragen, ob man das darf.
Und während Philosophen wie Andrick mahnen, dass wir aufpassen sollten, nicht aus Versehen wieder in autoritäre Denkmuster zu verfallen, sitzen Millionen da und sagen: „Ja, aber das war doch in den Tagesthemen so gesagt worden.“
Und da beginnt das eigentliche Problem: Nicht die Faktenchecker sind gefährlich – sondern die Tatsache, dass wir ihnen alles abnehmen. Ohne eigene Denkleistung. Ohne Kontext. Ohne Skepsis. Und wenn jemand es wagt, das zu kritisieren, dann heißt es: „Der will Falschinformationen verbreiten!“
Ja. Vielleicht will er aber auch nur denken.
Was passiert, wenn man sich irrt?
Und jetzt mal ehrlich: Was ist so schlimm daran, sich zu irren? Das ist doch der Kern jeder echten Debatte. Jemand sagt etwas, ein anderer widerspricht. Dann ringt man miteinander, streitet, vielleicht verändert man seinen Standpunkt.
Das nennt man Diskurs. Oder wie man heute sagt: Hassrede.
Denn wer gegen den Strom schwimmt, ist heute kein Denker mehr – sondern verdächtig. Und wer zu oft verdächtig ist, wird gelöscht. Und zwar nicht nur online.
Und was bleibt dann noch?
Ein Land voller Menschen, die wissen, dass sie nichts mehr wissen dürfen. Eine Gesellschaft, die stolz ist auf ihre Offenheit – solange alle das Gleiche sagen. Und eine Wahrheit, die nur dann gilt, wenn sie vorher durch die moralische Reinigungsschleuse gegangen ist.
Das Ding is
Wenn selbst Philosophen wie Michael Andrick öffentlich sagen, dass unsere Debattenkultur immer enger wird, dann sollten wir nicht mit dem Finger auf ihn zeigen – sondern mit dem Kopf nicken und endlich anfangen, wieder zu streiten. Richtig zu streiten. Mit Argumenten, mit Widerspruch, mit der Bereitschaft, auch mal daneben zu liegen. Wahrheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Wer Fakten prüft, soll das tun – aber ohne moralischen Zeigefinger, ohne politische Agenda und ohne Denkverbote. Sonst sind wir nicht mehr aufgeklärt, sondern nur noch angepasst. Und dann wird es irgendwann wieder heißen: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ Und der Faktenchecker nickt – oder löscht.
Herzlichst, euer Mike Hardel
Lust auf Diskussion? Dann rein in die Kommentare. Aber bitte vorher selber denken – sonst übernimmt das schon jemand anderes für euch.